Das Thema Allergien betrifft zahlreiche Menschen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) besitzen 50% der deutschen Bevölkerung eine erhöhte Allergiebereitschaft (eine sogenannte Atopie). Zu den atopischen Allergiequellen gehören unter anderem Pollen, Milben, Tierhaare, Schimmelpilze und Nahrungsmittel. Durch Allergien werden somit gewöhnliche Tätigkeiten und Situationen zum Problem. Je nach Art und Ausprägung der jeweiligen Allergie kann es zu unterschiedlichen Reaktionen des Körpers kommen, die von juckenden und tränenden Augen über Niesreiz und Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Hautekzemen reichen. Im schlimmsten Fall kann ein allergischer Schock eintreten, bei dem die Atmung und der Kreislauf zum Erliegen kommen. Was passiert bei einer Allergie im Körper und wie lassen sich Allergien vorbeugen beziehungsweise therapieren?
Was ist eine Allergie?
Täglich steht der Körper im ständigen Kontakt mit verschiedensten Einflüssen und Stoffen. Nehmen wir fremde Substanzen über die Schleimhäute (z. B. Nase), die Haut oder über den Magen-Darm-Trakt auf, prüft der Körper, ob es sich um mögliche Krankheitserreger handelt. Fällt der Check positiv aus, werden sogleich komplexe Abwehrfunktionen eingeleitet, die den Krankheitserreger unschädlich machen. Teilweise kommt es jedoch zu einer Fehldiagnose des Immunsystems, sodass eigentlich harmlose Substanzen als gefährlich eingestuft werden. Das ist auch bei einer Allergie der Fall: Das Immunsystem antwortet mit einer überschießenden Reaktion auf die prinzipiell ungefährlichen Substanzen.
Der Begriff Allergie setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern allos (=anders) und ergos (=Tätigkeit) zusammen. Er meint somit eine veränderte Reaktionsfähigkeit des Immunsystems.
Wie entsteht eine Allergie?
Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie Allergien entstehen und welche Ursachen zugrunde liegen können. Eine vollständig gesicherte Erkenntnis, wie Allergien entstehen, besteht hingegen nicht. Vielmehr handelt es sich um ein Bündel möglicher Ursachen und Auslöser, die gemeinsam eine Rolle spielen. So kommt beispielsweise der genetischen Veranlagung, den Umweltfaktoren (z. B. Luftverschmutzung, chemische Stoffe oder Tabakrauch im Haushalt, Beruf) als auch der persönlichen Lebensweise (u. a. Ernährung, Stressmanagement) eine Bedeutung zu. Führen diese Faktoren zu einem geschwächten oder fehlgeleiteten Immunsystem, können sich daraus Allergien (leichter) entwickeln.
- Erstkontakt (Sensibilisierung)
Der erstmalige Kontakt mit einem Allergen verläuft in der Regel ohne Symptome. Über die Atemwege, die Haut oder den Magen-Darm-Trakt wird die Substanz aufgenommen und vom Immunsystem fälschlicherweise als problematisch eingestuft. Der Körper wird bei diesem Zusammentreffen sensibilisiert und somit empfindlich für den Stoff gemacht. Daher sprechen Mediziner bei diesem Vorgang auch von Sensibilisierung. In der Regel bildet der Körper IgE-Antikörper (Immunglobulin E) nach dem ersten Kontakt mit dem Allergen. - Erneuter Kontakt mit Allergen
Bei einem erneuten Kontakt binden sich die Allergene an die IgE-Antikörper. Das Immunsystem erinnert sich an den Eindringling und setzt Abwehrmechanismen in Form von Entzündungsprozessen frei. Dabei werden Histamin und weitere Botenstoffe ausgeschüttet, und es kommt zu den typischen allergischen Reaktionen, darunter tränende Augen, laufende Nase, Hautreizungen, Schwellungen oder Bauchschmerzen. Treten diese Symptome auf, ist nicht länger nur von einer Sensibilisierung, sondern von einer Allergie die Rede.
Welche Allergien gibt es?
Rund 90 Prozent aller Allergien gehören zum Typ I. Hierbei bestehen überschießende Reaktionen des Immunsystems gegenüber Gräser- und Baumpollen, Nahrungsmitteln, Hausstaubmilben, Tiergiften (z. B. Wespen) oder Tierhaaren. Besteht eine Allergie dieses Typs, lösen die spezifischen Allergene wenige Minuten bis Stunden nach dem Kontakt die Symptome aus. Daher wird diese Form auch als Soforttyp bezeichnet.
Die zweithäufigste Form sind die Typ-IV-Allergien. Die Abwehrreaktion setzt hierbei verzögert ein, weshalb die Form auch den Namen Spättypallergie besitzt. Ein bekanntes Beispiel für eine Typ-IV-Allergie ist das Kontaktekzem.
Die Formen Typ II und Typ III treten nur äußerst selten auf.
Häufige Ausprägungen von Allergien sind unter anderem folgende:
- Heuschnupfen (Pollenallergie, allergische Rhinitis)
- Staub/Milben
- Tierhaare
- Nahrungsmittel
- Medikamente
- Kosmetika
- Metalle
- Insektengifte
- Chemikalien
- UV-Licht/Sonne
Was ist Heuschnupfen?
Heuschnupfen ist eine Pollenallergie, die auch saisonaler Schnupfen oder „Pollinosis“ genannt wird. Unter dem Begriff „allergischer Schnupfen“ werden alle allergischen Schnupfenarten, also auch der Heuschnupfen, zusammengefasst. Auslöser dafür sind durch die Luft fliegende Allergene. Im Falle einer Pollenallergie ist das der Blütenstaub beziehungsweise der Pollen der Pflanzen. Dieser enthält wasserlösliche Proteine, die bei Kontakt mit den Schleimhäuten freigesetzt werden. Ist ein Patient allergisch, reagiert das Immunsystem fälschlicherweise auf diese harmlosen Eiweiße, indem es bestimmte Antikörper produziert. Sie binden sich an Abwehrzellen, wodurch entzündungsauslösende Stoffe wie zum Beispiel Histamine ausgeschüttet werden. Daneben gibt es noch den durch Hausstaubmilben ausgelösten allergischen Schnupfen und die seltener auftretende Allergie auf Tierhaare oder Schimmelpilze. Diese drei führen unbehandelt ganzjährig zu Beschwerden.
Für Pollenallergiker liegt die Hauptbelastungszeit zwischen April und August. Allerdings fliegen die ersten Frühblüherpollen bereits im Februar oder März und bei klarem Wetter können Spätblüherpollen sogar noch im September und Oktober aktiv sein. Allergiker haben somit häufig von Februar bis Oktober mit den entsprechenden Beschwerden zu kämpfen.
Diagnostik bei Allergien
Die diagnostische Basis ist eine ausführliche Anamnese. Es werden Informationen zu Lebensstil, eventuellen Risikofaktoren und Vorbelastungen in der Familie, Ernährung, Impfungen, Schwermetallbelastung, Entzündungsherden und Narben notiert. Daraus ergibt sich meist bereits ein Großteil der möglichen Ursachen für eine allergische Reaktion. Zudem können Hauttests (Pricktest), Labortests (Untersuchung von IgE-Antikörpern im Blut) und Provokationstests vorgenommen werden.
Bei chronischen oder ausgeprägten Allergien sind, neben klassischen Laborbefunden, eine Lymphozytentypisierung, ein Proteinprofil oder Nahrungsmittelintoleranz-Tests wertvolle Instrumente für Diagnostik, gezielte Therapie und Verlaufskontrolle.
Behandlungsmethoden bei Allergien
Sind die auslösenden Allergene bekannt, können allergische Reaktionen am besten verhindert werden, indem der Kontakt zum Auslöser vermieden wird. Im Alltag ist das jedoch nicht immer so einfach und schränkt die Betroffenen zudem oftmals ein. Eine Linderung der Symptome kann in diesem Fall mithilfe von Medikamenten wie Antihistaminika erreicht werden. Auch eine allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung) ist bei einer Allergie vom Soforttyp möglich. Das Ziel dieser Therapie ist es, den Körper an das die Allergie auslösende Allergen zu gewöhnen, um die überschießende Reaktion somit abzuschwächen. Sowohl bei den Medikamenten als auch bei der Hyposensibilisierung kann es jedoch oft zu unliebsamen Nebenwirkungen kommen.
Eine sanftere Methode ist die Modulierung des Immunsystems. Ein Immunsystem, das sich im Gleichgewicht befindet, ist in der Lage, „die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sodass die Allergene nicht mehr als gefährliche Substanzen eingestuft werden. Eine Möglichkeit der Modulierung des Immunsystems stellt die Behandlung mit der Mikroimmuntherapie dar.
Mikroimmuntherapie bei Allergien
Die Mikroimmuntherapie setzt dort an, wo die Allergie entsteht: am Immunsystem.
Sie ist durch den Einsatz von Zytokinen und anderen immunitären Botenstoffen auf die Eindämmung der spezifischen allergischen Reaktion über die Einwirkung auf unterschiedliche, daran beteiligte Immunzellen ausgerichtet. Dadurch soll der Organismus zu einer ausgeglichenen Immunantwort zurückgeführt werden. Sie zielt somit nicht nur auf die Behandlung lästiger Symptome wie Juckreiz, brennende Augen und Hautreaktionen, die mit der allergischen Reaktion einhergehen, sondern nimmt auch Einfluss auf die tieferliegenden krankheitsfördernden Mechanismen. Das Immunsystem soll wieder in die Lage versetzt werden, zwischen gefährlichen und eigentlich harmlosen Stoffen zu unterscheiden.
Die Mikroimmuntherapie bei Allergien hat sich als eine wertvolle Unterstützung in der therapeutischen Strategie erwiesen und kann ebenfalls als Präventivmaßnahme eingesetzt werden. Bei Heuschnupfen verabreicht sie der Therapeut zum Beispiel bereits zwei Monate vor Beginn der Pollensaison, um die immunitäre Reaktion vor dem erneuten Kontakt mit den Allergenen bereits im Vorfeld zu optimieren.
Allergien vorbeugen
Ein Geheimrezept, um die Entstehung von Allergien zu vermeiden, gibt es leider nicht. Durch einen gesunden Lebensstil und der Vermeidung von negativen Umwelteinflüssen und Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit, an einer Allergie zu erkranken, oftmals gesenkt werden. Insbesondere die Ernährung nimmt großen Einfluss auf die Gesundheit und die Funktionalität des Immunsystems, denn rund 80 Prozent des körpereigenen Abwehrmechanismus befinden sich im Darm.
Kann man Allergien heilen?
Mithilfe von gezielten, auf den einzelnen Menschen abgestimmten Maßnahmen und Therapien können Ärzte und Heilpraktiker effektiv Allergien behandeln. In vielen Fällen lassen sich durch diesen Behandlungsansatz die überschießenden Reaktionen des Immunsystems stark reduzieren, die Symptome herabsetzen und zeitlich begrenzen, ohne Nebenwirkungen hervorzurufen. Die positiven Effekte bei der Anwendung der Mikroimmuntherapie (Low-Dose-Immuntherapie) bei Allergien wurden auch in einer In-Vivo-Studie sowie in einer klinischen Untersuchung bestätigt.