Für Personen, die an rheumatoider Arthritis erkrankt sind, ist es besonders wichtig und hilfreich, viel über die Erkrankung zu wissen. Oftmals können die Betroffenen durch einfache Verhaltensregeln und besondere Tipps, darunter zum Beispiel Ernährungshinweise, die Beschwerden selbstständig in gewissen Maßen lindern. Zudem gibt es verschiedene Therapieansätze, die individuell an die Person und ihre Bedürfnisse angepasst werden können. Im folgenden Beitrag möchten wir Ihnen einen Überblick über die Erkrankung geben und näher auf das Thema rheumatoide Arthritis und Mikroimmuntherapie als eine ergänzende Behandlungsmöglichkeit eingehen.
Was ist rheumatoide Arthritis?
„Rheuma“ ist ein Überbegriff für mehr als 100 unterschiedliche Erkrankungen. Die rheumatoide Arthritis ist eine dieser Erkrankungen und bezeichnet eine autoimmunbedingte, chronische Entzündung der Gelenke, die in ihrem Verlauf sowohl zu Schmerzen als auch zu Bewegungseinschränkungen führt. Von der Entzündung sind vor allem die Innenhäute der Gelenke, der Sehnenscheiden und der Schleimbeutel betroffen. In der Gelenkinnenhaut wird die Gelenkflüssigkeit produziert, die unter anderem als eine Art „Schmiermittel“ fungiert. Ist diese Funktion eingeschränkt, verstärkt sich in der Regel die Reibung an den Gelenkflächen und führt zu den typischen Beschwerden.
Statistische Erhebungen gehen davon aus, dass rund 0,8 Prozent der deutschen Erwachsenen an rheumatoider Arthritis erkrankt sind. Dies sind etwa 550.000 Menschen. Oftmals tritt die Erkrankung im Alter zwischen 50 und 70 Jahren auf. Generell kann sie jedoch in jedem Lebensalter vorliegen, sogar bei Kindern. In Deutschland leiden etwa 15.000 Kinder und Jugendliche an der Erkrankung, wobei sie bei 10-20% chronisch verläuft.
Was ist der Unterschied zwischen Rheuma, Arthritis und Arthrose?
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese drei Begriffe häufig verwechselt. Rheuma jedoch umfasst über 100 verschiedene Krankheiten. Laut der Deutschen Rheumaliga gehören Arthrose, Fibromyalgie, Gicht (Gelenkentzündung durch Säurekristalle), Kollagenosen (Systemische Autoimmunerkrankungen), Osteoporose, Psoriasis Arthritis (Gelenkentzündung bei Schuppenflechte), rheumatoide Arthritis, Rückenschmerzen, Sjörgen-Syndrom (trockener Mund und trockene Augen), Vaskulitis (Gefäßentzündungen) und Rheuma bei Kindern zu den häufigsten Rheuma-Formen.
Sowohl die rheumatoide Arthritis als auch die Arthrose gehören also in den Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen. Jedoch handelt es sich bei Arthrose um einen Verschleiß der Gelenke durch Belastung, während bei rheumatoider Arthritis eine Autoimmunreaktion für die Probleme verantwortlich ist. Sie zählt also im Gegensatz zur Arthrose zu den Autoimmunerkrankungen.
Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung. Schmerzen entstehen durch Überbeanspruchung des Gelenks – sei es durch fortgeschrittenes Alter, eine Fehlstellung, Übergewicht oder zu intensive sportliche Belastung – da die Gelenkknorpel verschleißen. Nimmt der Knorpel Schaden oder besteht die Überlastung weiterhin, entsteht eine Entzündung, die den Knorpel immer weiter in Mitleidenschaft zieht. Im späteren Stadium kann sogar der sich darunter befindende Gelenkknochen beeinträchtigt werden. Am Ende schmerzt jede Bewegung und das Gelenk kann seiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen.
Wie kann man feststellen, ob man rheumatoide Arthritis hat?
Erste Anzeichen für die rheumatoide Arthritis können eine Morgensteifheit in den Fingern und Zehen sein sowie nächtliche und morgendliche Gelenkschmerzen. Nicht selten schwellen die Gelenke zudem an. Im Verlauf treten die Symptome schubweise auf, wobei zunächst vorrangig die „kleinen“ Gelenke der Finger und Zehen betroffen sind und erst später weitere Gelenke wie die Ellenbogen und Knie folgen. Insbesondere an den Fingern und Ellenbogen können Rheumaknoten auftreten. Hierbei handelt es sich um Verdickungen unter der Haut, die die Bewegungsfähigkeit zusätzlich einschränken können. Online kursieren zahlreiche „Rheuma Selbsttests“, die den Nutzern helfen wollen, die Krankheit festzustellen. Von diesen Selbsttests ist abzuraten, da bei vielen weiteren Erkrankungen ähnliche Beschwerden auftreten können. Die Diagnose rheumatoide Arthritis kann nur ein Arzt zuverlässig stellen.
Wie verläuft die Erkrankung?
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine Erkrankung, die schubweise verläuft. Im Verlaufe mehrerer Jahre schleicht sich ein Fehler des Immunsystems ein, in dessen Folge einige Teile des Systems nicht mehr zwischen körpereigen und körperfremd unterscheiden können. Dies geschieht unbemerkt, häufig nehmen Betroffene die Krankheit erst dann wahr, wenn Schmerzen in den Gelenken auftreten. Dabei sind verschiedene Immunzellen beteiligt, u. a. Makrophagen, dendritische Zellen, T- und B-Lymphozyten. Diese Zellen sammeln sich in einem Gewebe an, das die Gelenkhöhle bekleidet, der sogenannten Synovialmembran. Hier werden zahlreiche Zytokine, beispielsweise Interleukin 1 und 6 sowie der Tumornekrosefaktor Alpha freigesetzt. Infolgedessen wird eine übertriebene entzündliche Reaktion ausgelöst, die Knorpel, Knochen, Sehnen und Bänder der Gelenke schwer beschädigt.
Kann man einer rheumatoiden Arthritis vorbeugen?
Die Ursachen, die eine rheumatoide Arthritis hervorrufen können, sind noch nicht abschließend geklärt. Primär spielt eine Störung des Immunsystems eine tragende Rolle bei der Krankheitsentwicklung. Auf diesen Punkt wollen wir an späterer Stelle etwas genauer eingehen und in diesem Zusammenhang erläutern, wo die Mikroimmuntherapie bei rheumatischer Arthritis ansetzt.
Neben der Störung des Immunsystems scheint auch der persönliche Lebensstil die Wahrscheinlichkeit erhöhen zu können, an rheumatischer Arthritis zu erkranken. Als potenzielle Risikofaktoren werden beispielsweise Nikotinkonsum und ein bestehendes Übergewicht angenommen. Weitere mögliche Ursachen sind Infektionen, die unter anderem durch Herpesviren ausgelöst werden können. Mit einem gesunden Lebensstil, ausreichend Bewegung und dem Verzicht auf den Konsum von Nikotin kann die Erkrankungswahrscheinlichkeit für rheumatoide Arthritis vermutlich gesenkt werden. Ein sicherer Garant, um nicht an der Gelenkentzündung zu erkranken, lässt sich jedoch nicht pauschal festlegen.
Kann man Rheuma heilen – mögliche Therapien bei rheumatoider Arthritis
Essenziell ist es vor allem, die rheumatoide Arthritis möglichst frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln. Vollständig heilen lässt sich die rheumatoide Arthritis trotz aller wissenschaftlich-medizinischen Fortschritte bisher nicht. Jedoch kann mit einer rechtzeitigen Rheuma-Behandlung häufig die Zerstörung der Gelenke aufgehalten und so ein milderer Krankheitsverlauf erzielt werden. Moderne Therapien können die Entzündungen abklingen lassen, Schmerzen reduzieren und den Erhalt der Bewegungsfähigkeit fördern. Oftmals setzt sich die Therapie der rheumatischen Arthritis aus mehreren einzelnen Ansätzen zusammen, wie unter anderem
- eine medikamentöse Behandlung zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Wärme- oder Kältetherapie
- invasive Eingriffe (sofern das Gelenk bereits stark geschädigt ist und die Bewegungsfähigkeit stark einschränkt)
Die Rolle des Immunsystems und der Ansatz der Mikroimmuntherapie bei rheumatoider Arthritis
Die Mikroimmuntherapie bietet zwar keine alternative Rheuma-Behandlung, dafür aber eine komplementäre. Vorrangig wird eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems als Ursache für die rheumatische Arthritis angenommen, bei der körpereigene Abwehrzellen irrtümlicherweise die Schleimhaut auf der Innenseite der Gelenke angreifen. Dies führt zu einer inflammatorischen Reaktion (Entzündung). Ungewiss ist bisher, wodurch genau diese fehlerhafte Immunreaktion hervorgerufen wird.
Hier setzt die Mikroimmuntherapie an, indem sie auf die Modulation der Immunantwort und der entzündlichen Reaktion abzielt. Damit soll deren Deregulierung und Persistenz sowie der Beeinträchtigung des betroffenen Gewebes entgegengewirkt werden. Zu diesem Zweck werden an dieser Reaktion beteiligte Zytokine, die natürlicherweise auch im Körper vorkommen, in hemmenden Verdünnungsstufen eingesetzt, z. B. Interleukin 1 und 6 sowie der Tumornekrosefaktor Alpha. Die speziellen Verdünnungsstufen sind darauf abgestimmt, die Aktivität dieser an der Reaktion beteiligten Zytokine zu hemmen.
Auf diese Weise kann die Mikroimmuntherapie unter Berücksichtigung der natürlichen Mechanismen bei rheumatischer Arthritis dazu beitragen, die Balance des Immunsystems wiederherzustellen und den Entzündungsprozess zu reduzieren. Es handelt sich um eine komplementäre Therapiemethode, die die anderen Maßnahmen unterstützen kann und so eine Reduktion von Schmerzmitteln und Antirheumatika ermöglicht.