Neurodermitis

Die Neurodermitis gehört zu den atopischen Erkrankungen. Sie wird auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt. Es handelt sich hierbei um eine häufig auftretende Hautkrankheit, welche jedoch nicht ansteckend ist. Sie zeigt sich durch eine ausgeprägte Trockenheit der Haut und einen stark juckenden Hautauschlag. Oftmals tritt Neurodermitis zuerst im Säuglingsalter auf, etwa 10-15 Prozent der Kinder und circa zwei bis drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind betroffen.

Atopische Dermatitis ist gekennzeichnet durch trockene und schuppige Haut, Rötungen und starkem Juckreiz. Auch Bläschen, Schwellungen oder Verhornungen können auftreten. Zumeist sind die Extremitäten, besonders die Gelenkbeugen, und der Hals betroffen. Bei Kleinkindern und Säuglingen kommt das atopische Ekzem auch am Kopf und im Gesicht vor. Üblicherweise verläuft die Erkrankung in Schüben, wobei sich Phasen mit starken Hautreizungen mit beschwerdearmer oder sogar -freier Zeit abwechseln. Für die Betroffenen stellt die Neurodermitis eine große Belastung dar, für die es keine Heilung, jedoch viele Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Ursachen der atopischen Dermatitis

Man geht davon aus, dass Neurodermitis zum Teil genetisch bedingt ist, da es oftmals familiäre Häufungen von atopischen Erkrankungen gibt. Leiden beide Elternteile an einer atopischen Erkrankung, liegt das Risiko für ihr Kind, ebenfalls zu erkranken, bei 60 bis 70 Prozent. Als Ursache wurde eine Genmutation festgestellt, die dafür verantwortlich ist, dass die Schutzbarriere der Haut nicht korrekt aufgebaut wird und die mikrobielle Abwehr vermindert ist.

Neben der Vererbung spielen verschiedene Umwelteinflüsse, Impfungen, die Ernährung und ein verändertes Mikrobiom eine Rolle bei der Erkrankung.

Verminderte Schutzfunktion der Haut 

Die Schutzfunktion der Haut ist bei Neurodermitis-Betroffenen herabgesetzt. Man führt dies auf eine genetische Veränderung zurück, die bewirkt, dass nicht ausreichende Mengen eines bestimmten Eiweißes produziert werden.  Die Haut kann dadurch ihre schützende Hornschicht nicht richtig aufbauen und trocknet aus. Diese geschwächte Haut ist anfälliger für Reize, beispielsweise die Reibung durch bestimmte Fasern oder auch chemische Reize, wie Duft- und Konservierungsstoffe. Auch auf bestimmte Allergene wie Hausstaubmilbenkot reagiert die Haut von Neurodermitikern mit Entzündungen.

Ebenso ist eine überschießende Immunreaktion ein typisches Merkmal des atopischen Ekzems. Die juckenden und entzündeten Stellen werden zu einem Einfallstor für Bakterien und Viren, aber auch für eigentlich harmlose Substanzen aus der Umwelt. Diese sogenannten Antigene, beispielsweise Pollen, Tierhaare oder Kot von Hausstaubmilben sorgen dafür, dass bestimmte Zellen des Immunsystems Abwehrstoffe gegen diese eigentlich harmlosen Substanzen produzieren. Man spricht hier auch von Sensibilisierung beziehungsweise Allergien gegen bestimmte Stoffe.

Einflussfaktoren oder Auslöser für einen Neurodermitis-Schub

Die Neurodermitis ist eine komplexe Erkrankung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehört die Austrocknung der Haut durch häufiges Waschen, ebenso wie Reizungen durch irritierende Stoffe auf der Haut. Hierzu zählen Duft- und Konservierungsstoffe in Kosmetika, Reinigungsmittel und auch grobe oder kratzige Textilien, zum Beispiel Wolle.

Verschiedene Allergene können die atopische Dermatitis auslösen oder verstärken, dabei spielt es keine Rolle, ob sie auf die Haut gelangen, verzehrt oder eingeatmet werden. Zu den Allergenen gehören neben Pollen, Tierhaaren oder Hausstaubmilben auch bestimmte Lebensmittel wie Weizen, Hühnerei, Soja oder Kuhmilch. Sogar Umweltbelastungen und klimatische Bedingungen spielen eine Rolle: Kälte und Trockenheit oder auch Schwüle können die Neurodermitis ebenso verstärken wie Ozon und Abgase.

Nicht zuletzt haben psychische Belastungen und Stress eine negative Wirkung für Atopiker. Hierbei ist vor allem die Wechselwirkung zwischen Krankheit und Psyche zu nennen. Denn der starke Juckreiz, unter dem Betroffene leiden, lässt sie häufig nachts nicht schlafen und insgesamt schwer zur Ruhe finden. Der dadurch entstehende Stress kann wiederum die Symptome verschlimmern – ein Teufelskreis.

Exkurs: atopische Erkrankungen

Zu den atopischen Erkrankungen gehören Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma und allergischer Schnupfen (zum Beispiel Heuschnupfen) und die Neurodermitis.

Menschen mit atopischen Erkrankungen weisen häufig sogenannte Atopie-Zeichen auf. Zu diesen Zeichen gehören trockene Haut, eine verstärkte Linienzeichnung in den Handinnenflächen, eine doppelte Lidfalte unter den Augen und / oder dunkle Haut im Bereich der Augen, ein Ausdünnen der Augenbrauen, eingerissene Mundwinkel und der sogenannte weiße Dermographismus. Bei Atopikern hinterlässt ein festes Streichen über die Haut eine weiße Linie, bei Nicht-Atopikern hingegen ist sie gerötet.

Behandlungsmöglichkeiten bei Neurodermitis

Da das atopische Ekzem nicht heilbar ist, konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Weitere Therapieziele sind die Verringerung der Häufigkeit und der Intensität der Neurodermitis-Schübe. Weiterhin soll der Entstehung von Nebenerkrankungen, sogenannten Komorbiditäten, entgegengewirkt werden. Bei Neurodermitis-Patienten geht es hierbei vor allem um die weiteren atopischen Erkrankungen wie allergisches Asthma und allergischer Schnupfen sowie Nahrungsmittelallergien.

Aufgrund der Komplexität der Erkrankung bietet sich ein individuelles Behandlungskonzept aus verschiedenen Maßnahmen für jeden Patienten an. Dieses sollte gemeinsam mit einem Arzt oder Therapeuten entwickelt werden. Einzelne Bausteine in der Behandlung der atopischen Dermatitis können sein:

  • Darmsanierung: Etwa 80 Prozent des menschlichen Immunsystems sitzen im Darm. Daher ist eine gesunde Darmflora essenziell für ein funktionierendes Immunsystem. Viele Neurodermitiker weisen jedoch eine veränderte Darmflora auf. Eine Darmsanierung kann helfen, das Mikrobiom wiederaufzubauen.
  • Ernährungstherapie: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hält die Darmflora in der Balance. Fehl- oder Mangelernährung hingegen begünstigen überschießende Immunreaktionen. Bei Neurodermitikern können Heilfasten, eine tiereiweißfreie und frische Kost sowie der Verzicht auf Fertigprodukte, Konservierungsmittel, Gluten und Farbstoffe den Juckreiz und die Hautirritationen deutlich mindern. Alkohol und Tabak sollten vermieden werden.
  • Vermeidungsstrategien: Patienten mit atopischem Ekzem sollten aufmerksam beobachten, welche Faktoren die Symptome hervorrufen und diese entsprechend vermeiden. Dies ist nicht immer leicht, denn eine Vielzahl von Faktoren und Stoffen kann die Symptome auslösen. Sind jedoch die Schuldigen ausgemacht, steht die Vermeidung dieser Auslöser an erster Stelle in der Behandlung von Neurodermitis. Die Identifikation von unverträglichen Stoffen sollte immer in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt geschehen.
  • Infektionen vorbeugen und behandeln: Die Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis ist häufig mit Staphylococcus aureus-Bakterien besiedelt. Gerade in gereizten Hautregionen sorgen deren Stoffwechselprodukte dafür, dass sich die Haut immer wieder entzündet. Eine Gefahr stellt auch die Infektion mit Herpes-Viren dar, da sie sich auf entzündeter Haut besonders schnell ausbreiten. Bei Verdacht auf eine Infektion sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Hautpflege: Eine tägliche Basispflege der Haut, die der Haut Feuchtigkeit zuführt und sie elastisch und geschmeidig hält, hilft die Schutzfunktion zu verbessern.
  • Schulung der Patienten: Die atopische Dermatitis begleitet die Patienten ein Leben lang. Daher ist es wichtig, Patienten genau über die Krankheit aufzuklären und ihnen Handlungsmöglichkeiten für verschiedenste Situationen anzubieten. Studien haben gezeigt, dass Patienten, die gut über ihre Erkrankung informiert sind, eine höhere Lebensqualität aufweisen.

Die Mikroimmuntherapie bei Neurodermitis

In einem individuellen Behandlungskonzept sollte auch die Mikroimmuntherapie als ergänzende Maßnahme nicht fehlen. Die Mikroimmuntherapie kann mithilfe von Zytokinen und spezifischen Nukleinsäuren das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht bringen.

Patienten mit atopischen Erkrankungen sind häufig von überschießenden Immunreaktionen betroffen. Diese können mithilfe der Mikroimmuntherapie ausbalanciert werden. Auch bei der Bewältigung von entzündlichen Reaktionen der Haut kann die Mikroimmuntherapie eine wertvolle Unterstützung leisten. Mithilfe körpereigener Botenstoffe kommuniziert sie mit dem Immunsystem und leistet sozusagen Anschubhilfe in Richtung einer antientzündlichen Immunreaktion.

Dabei werden die Botenstoffe je nach gewünschter Reaktion in verschiedenen Zusammensetzungen und Verdünnungen verabreicht. So werden zum Beispiel überschießende Immunreaktionen mit einer spezifisch hemmenden Botschaft an das Immunsystem beantwortet.

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